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Selbsthilfe für die Schilddrüse

Gudrun Laimer ist für sehr viele Kräuterheilkundige ein Begriff, ihre inspirierenden Vorträge und ihr reicher Wissensschatz haben so manche Teilnehmerin dazu bewogen, sich mit dem volksheilkundlichen Wissen unserer Vorfahren noch intensiver zu befassen.

 

Die gebürtige Südtirolerin ist von ihrem Grundberuf Landwirtschaftstechnikerin. Die Pflanzen haben es Gudrun seit jeher angetan, so beschäftigt sie sich seit mehreren Jahren mit Kräuterheilkunde, Traditioneller Abendländischer Medizin (TAM) und Iridologie, wo sie auf zahlreiche Ausbildungen verweisen kann. Zu ihren Spezialgebieten zählen beispielsweise Pflanzen für die verschiedenen Lebensalter der Frau aber auch Pflanzen für die inneren Organe. Ich habe mich mit Gudrun über Wissenswertes zum Thema Schilddrüse eingehender unterhalten.   

 

Gudrun, wofür steht die Schilddrüse im abendländisch-medizinischen Verständnis? Über unsere Schilddrüse bringen wir unsere Selbstverwirklichung, Selbstbestimmtheit und unseren Selbstausdruck hervor. Metaphorisch gesprochen steht die Schilddrüse für unsere Intuition und Kreativität. Sie stellt eine Verbindung zwischen Körper und Geist her. Hier ist der Sitz unserer Willenskraft und unserer Intuition, wir bringen unsere innere Stimme mit ihr zum Ausdruck. Die Schilddrüse hilft uns, unsere eigene Persönlichkeit zu entwickeln, damit wir zu einem reifen Individuum heranwachsen können. Sie gibt uns Energie, Vitalität und Lebenslust, sie ist für unsere Leistungsfähigkeit zuständig.

In der TAM unterstehen unsere Organe und die damit verbundenen Erkrankungen verschiedenen Planeten. So ist die Schilddrüse der Venus zugeordnet, ebenso wie die Nieren und die Gebärmuttermuskulatur. Die drei gehen Hand in Hand, es können Schilddrüsen- mit Nierenproblemen und Myomen gepaart sein. Die Venus steht auch für Schönheit, Anmut, Harmonie, Weiblichkeit sowie Wohlbefinden. Und Weiblichkeit zeigt sich leider auch in der Tatsache, dass die Schilddrüsenproblematik überwiegend Frauen betrifft. Krankheitsbedingte Venus-Leiden sind stille Leiden. Schilddrüsen Erkrankungen bleiben lange Zeit unbemerkt.

In der Signaturenlehre ist die Schilddrüse ein Sinnbild für den Schmetterling. In dieser Form liegt sie auf unserem Kehlkopf. Weiterführend ist der Schmetterling ein Zeichen für die Metamorphose. Die Botschaft dahinter: wir müssen unseren eigenen Weg suchen und leben, um uns wie ein Schmetterling letztendlich frei bewegen zu können. Andernfalls bleiben wir in der Verpuppung hängen und leben unfrei[m1]  Aus der Elementenlehre ist hier auch das warm-feuchte Element Luft zu erwähnen: Inspiration, Sinnlichkeit aber auch die Fortpflanzung sind Luftelemente. Wenn also die Schilddrüse aus der Bahn gerät, ist die Lebensfreude gedämpft aber auch der weibliche Zyklus und die Empfängnis funktionieren unzureichend oder gar nicht.

Wird der TAM-Gedanke weiter ausgeführt, werden Erkrankungen mit heilenden Planeten, Elementen, Metallen und Pflanzen verbunden, gilt als zusammenhängendes naturheilkundliches Grundkonzept: Schilddrüse, Venus, Luft, Kupfer gepaart mit Rosengewächsen. Natürlich gibt es auch andere Unterstützungsmöglichkeiten, so passt auch Eisen als Metall gut.

Zum Zusammenhang Schilddrüse-Kupfer passt folgende Textpassage aus dem Buch Metallfunktionstypen von Alla Selawry sehr gut: „Störungen der Thyreoidea Funktion gehen mit entsprechenden Veränderungen des Serumkupfers einher. Bei Hyperthyreose ist der Serumkupferspiegel erhöht, bei Unterfunktion erniedrigt.

 

Wodurch können Schilddrüsenleiden in der heutigen Zeit entstehen?

Dafür sind ungesunde Lebensweise, extremer Stress und Umweltgifte verantwortlich. Dies alles belastet unsere Schilddrüse. Sie ist das Jodspeicherorgan und ihre Hauptaufgabe ist es Jod einzulagern, aber sie kann nicht differenzieren und so lagert sie auch Schwermetalle ein. Auch Amalgam und in Lebensmitteln enthaltene Pestizide belasten die Schilddrüse sehr.

 

Wie kann sich eine Stoffwechselstörung der Schilddrüse auf unseren weiblichen Körper auswirken?

Auf eine Unterfunktion deuten Gelbkörperschwäche, Neigung zu Wasseransammlungen in den Extremitäten und ausbleibende Eisprünge hin. Sehr lange Zyklen und damit einhergehend Fruchtbarkeitsprobleme und eine Tendenz zu extremer Gewichtszunahme, ausgeprägtem Eisenmangel, Verstopfung, ein niedrigem Serumeisen (Ferritin), große Müdigkeit und Antriebsschwäche sind weitere Anzeichen für eine Unterfunktion. Ziel der Therapie ist es das Phlegma zu überwinden und neue Lebenskräfte zu mobilisieren.

Eine Überfunktion zeigt sich durch Östrogenmangel, extremer Reizbarkeit und Überhitzung, kurzen Zyklen, Neigung zu verfrühten Eisprüngen und zu Schweißbildung. Das Serumkupfer ist in diesem Fall erhöht. Hier sollte unbedingt die Leber in der Therapie mitberücksichtigt werden.

Die Hashimoto-Thyreoiditis, die ich hier kurz erwähnen möchte, ist eine chaotische Krankheit. Es zeigen sich sowohl Symptome von Schilddrüsenunterfunktion, als auch Überfunktion. Oft treten diese in sich abwechselnden Phasen auf, ausgelöst durch einen Hashimoto-Schub.

 

Welche Kardinalpflanzen gibt es aus deiner Sicht bei Schilddrüsenüberfunktion bzw. Schilddrüsenunterfunktion?

Bei einer Überfunktion ist der Wolfstrapp (Lycopus europaeus) das Mittel der Wahl. Die Schilddrüse wird gebremst, Wolfstrapp wirkt kühlend, beruhigend (auch Keimdrüsen) und nervenstärkend. Auch bei Dauerstress ist er gut geeignet. Als mächtige Heilpflanze war Wolfstrapp lange Zeit im Norden Europas in Verwendung. Auch die Melisse (Melissa officinalis) gilt bei Schilddrüsenüberfunktion regulierend. Sie wirkt entkrampfend (Hysterie), hilft bei Herzbeschwerden, Angstzuständen und nervöser Unruhe jeglicher Art. Melisse ist ein Lebenselixier und weckt unsere Lebensgeister, harmonisiert und erfrischt. Melissengeist darf daher in keiner Erste Hilfe Hausapotheke fehlen. Letztendlich haben auch Lavendel (Lavandula angustifolia – Nervenheil, Einschlafhilfe) und Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora - Harmonie, Gleichgewicht) ihren angestammten Platz in der Therapie.

Bei Unterfunktion hilft Rosmarin (Rosmarinus officinalis). Er ist ein tolles Kreislauftonikum, und unterstützt den Körper bei niedrigem Blutdruck. Er durchblutet die Eierstöcke und hilft bei mangelnder Lebenswärme[m4]  [m5]  schwacher Menstruation und Fruchtbarkeitsproblemen. Er ist ein mildes Aphrodisiakum. Rosmarin gilt als Symbol der ewigen Liebe und wurde im Mittelmeerraum als Hochzeitsgeschenk gereicht. Der Efeu (Hedera helix) wird als pflanzliches Thyroxin bezeichnet. Er ist schilddrüsenanregend, krampflösend, Jodlieferant, angstlösend und immunstärkend[m6]  Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) unterstützt bei Ängsten, Energiemangel und leichten Depressionen. Die Sonnenkraft der Seele wird mit Johanniskraut aktiviert[m7] 

 

Hast du einen Tipp, was Frauen zur Harmonisierung ihrer Schilddrüse selbstverantwortlich tun können?

Grundsätzlich gilt: Bevor ein naturheilkundlicher Schritt gesetzt wird, müssen unbedingt ein Arzt konsultiert und die entsprechenden Schilddrüsenwerte (TSH) mittels Blutanalyse festgestellt werden. Einer naturheilkundlichen Schilddrüsenbehandlung sollte immer eine Entgiftung vorausgehen. Bei Überfunktion eignet sich die Wolfstrappurtinktur von Ceres, 3 x täglich 5 Tropfen, circa 4 Wochen lang einnehmen. Bei hochdosierter Einnahme kann es nach dem Absetzen von Wolfstrapp zu einer Verstärkung der Symptomatik kommen. Hier wäre ein schleichendes Absetzen angezeigt, um dies zu verhindern.

Besser noch: homöopathische Tiefpotenzen einnehmen!

Auch kann 3x täglich eine Tasse Melissentee getrunken oder eine Melissentinktur eingenommen werden, 3x täglich 10 Tropfen in Wasser. Eine gute Teemischung wäre, Lavendelblüten, Hopfenzapfen (Humulus lupulus) und Melissenblätter zu gleichen Teilen zu mischen und abends vor dem zu Bett gehen zu trinken.

Bei einer Unterfunktion kann morgens eine Tasse Rosmarintee oder Johanniskrauttee gleich nach dem Aufstehen getrunken werden, eine zweite Tasse um die Mittagszeit. Frauen mit Bluthochdruck verzichten besser auf Rosmarin. Auch Rosmarin- und Johanniskrauttinkturen sind möglich. Als gekauftes Präparat ist hier das Solunat Nr. 2 der Firma Soluna zu nennen, dieses gibt es in der Apotheke.

 

In der Schwangerschaft muss auf Wolfstrapp, Melisse, Rosmarin und Efeu verzichtet werden.

 

Letztendlich möchte ich den LeserInnen, den aus der Hildegard von Bingen Medizin bekannten, „Hirschzungenwein“ mitgeben, er ist ein ausgezeichnetes Kardinalmittel für die Schilddrüse. Sowohl bei Unter- als auch bei Überfunktion, er wirkt ausgleichend und harmonisierend auf das Hormonsystem. Dazu braucht es 1l Weißwein, 5g Langen Pfeffer (Piper longum), 20g Hirschzungenblätter (Asplenium scolopendrium), 10g Zimtstangen (Cinnamomum verum) und 100g Honig. Die pulverisierten Blätter im Wein 5 Minuten kochen, anschließend mit dem Honig nochmals aufkochen und schlussendlich den pulverisierten langen Pfeffer und die Zimtrinde dazugeben und erneut aufkochen lassen. Die festen Bestandteile werden abgesiebt und der Wein in eine dunkle Flasche gefüllt. Kurmäßig (4-6 Wochen) morgens 1 Stamperl trinken.

 

Liebe Gudrun, ich danke dir sehr herzlich für unser Gespräch.

 

Gudrun Laimer hält u.a. Seminare bei „Kräuter und Geist“ in Peuerbach. Zur Schilddrüse wird es 2021 wieder einen Vortrag geben.

Nächstes Seminar "Infekten vorbeugen mit Gudrun Laimer".