In Neuzeug in Oberösterreich eröffnete Gabriele Adlberger Anfang 2014 ihren Bioladen Koglhäusl. Die überwiegend regional produzierten und saisonal erhältlichen Erzeugnisse können direkt über das Koglhäusl bezogen werden. Mit dieser Initiative tragen Gabriele und ihr Mann Karl wesentlich dazu bei, dass bäuerliche Strukturen erhalten bleiben und die biologische Landwirtschaft entsprechend wertgeschätzt wird.
Gabriele absolvierte im Pyhrn Eisenwurzen Klinikum (vormals LKH Steyr) ihr allgemeines Gesundheits- und Krankenpflegediplom. Anschließend war sie 14 Jahre als Krankenschwester auf der Station für Innere Medizin tätig. Impulse von Bekannten und private Gründe brachten Gabriele dazu, kinesiologische Ausbildungen zu absolvieren und sich 2005 selbständig zu machen. Heute führt sie den Nahversorger Koglhäusl, zudem bietet sie Massagen an. Ich habe mich mit Gabriele über ihren Bioladen eingehender unterhalten.
Wie kam es zu der Idee, das Koglhäusl zu gründen? Der Bioladen wurde 2014 eröffnet. Die Idee hat sich aufgrund einer Zusammenarbeit mit einer Freundin entwickelt, die sich auf Ernährung und Kochen spezialisiert hat. Gemeinsam haben wir unterschiedliche Weiterbildungsprogramme angeboten. Daraus entstand das Bedürfnis, unser Angebot zu erweitern und regionale Produktanbieter in einem Bioladen zu vereinen. Heute kann ich viele unterschiedliche Produkte anbieten. Ich gehe dabei auf die Kundenwünsche ein und achte darauf, was diese konkret benötigen.
Wie kam es zum Namen deines Geschäfts? Der korrekte Ursprungsname lautet „Köglhäusl“. Auf unserem Grund befand sich vormals ein Sacherl, ein kleines Landwirtschaftsgebäude. Die Vision meines Lebensgefährten und mir war, auf diesem Grund einen Raum der Begegnung zu errichten. Das Zusammenkommen, der Austausch und die damit einhergehende zwischenmenschlich-emotionale Berührung meiner Mitmenschen war und ist für mich eine wesentliche Komponente. Ein Miteinander ist für mich und meinen Mann wichtig. Rückblickend können wir nach mittlerweile sechs Jahren auf viele bunte Veranstaltungsaktivitäten zurückblicken: von Geburtstagsfeiern, Kochkursen, großen Seminaren, Geburtsvorbereitungskursen, Yogaeinheiten, Vortragsabenden bis hin zu Meditationsrunden fanden bei uns eine Vielzahl an Events statt.
Wie viele Anbieter / Produkte habt ihr und wie setzt sich der Kreis zusammen? Als Teilnehmerin der Initiative Nets.werk biete ich eine fixe Einkaufsstruktur an. Am Freitag bin ich im Geschäft. An diesem Tag können Kunden ihre vorbestellten Produkte bei mir abholen. Darüber hinaus biete ich ein zusätzliches Angebot wie Getreideprodukte (Mehl, Körner, Flocken), Getreidedrinks, Hülsenfrüchte im Trockensortiment, Trockenfrüchte, Gewürze, Essig, Öl, Sauergemüse, Säfte, Tees, Kaffee, Getreidekaffee, Hygieneartikel, Reinigungsmittel, Waschmittel, uvm an. Ich achte darauf, dass die angebotene Ware aus hochwertiger Produktion stammt, über 90% sind Bioprodukte. Ich habe 1750 Produkte bzw. Besorgungstitel in meinem Bioladen im Sortiment. Wir arbeiten mit Landwirten aus der näheren Umgebung zusammen, derzeit zähle ich rund 100 regionale und überregionale Produzenten.
…ihr bietet freitags die Einkaufskisten an. Genau, wir haben hier eine genaue Vorgehensweise hinsichtlich Besorgungsablauf. Die Kunden bestellen ihre Wunschprodukte bis Dienstagvormittag. Meine Lieferanten werden noch am selben Tag von mir verständigt und kommissionieren die Ware bis zum Donnerstag. Im Hinblick auf Obst und Gemüse kommen die Produkte frisch vom Feld in die Kisten, werden also kurz vor der Abholung geerntet. Auch das Biobrot/Biogebäck wird frisch zubereitet. Am Donnerstag erledige ich die Bestellaufträge und fahre durch ganz Oberösterreich. Ich besorge die Lebensmittel für meinen Bioladen über Niederneukirchen, Eferding, Pupping und Fraham und tausche mich bei diesen Fahrten mit anderen Lieferanten aus dem Nets.werk aus. Dieser persönliche Erfahrungsaustausch ist wichtig, bietet er doch Wissenswertes über meine KollegInnen und meine Produzenten. Wir Nets.werk-Betreiber verfügen über ein ausgeklügeltes Logistiksystem. Ich sehe meine Funktion als Dreh- und Angelpunkt für andere Lieferanten einerseits und Kunden andererseits. Ich kommuniziere einfach gerne. Am Donnerstagabend räume ich die abgeholten Waren aus meinem Transporter und schlichte diese in meine Kundenkisten. Das Frischegebäck lege ich Freitagfrüh in die Kisten und ab 9h00 liegt die Ware schlussendlich abholbereit in meinen Regalen.
Besitzt dein Bioladen ein Alleinstellungsmerkmal? Ich habe kürzlich einen Versuchsballon gestartet: einen Selbstversorgungsladen. Das Projekt läuft nun seit Ende September. Kunden können sich eigenständig Waren in meinem Bioladen holen, ohne dass ich vor Ort bin. Über den Onlineshop erhalten sie einen Registrierungscode und haben somit Zugriff auf meinen Ladenschlüssel. Innerhalb von 6h00 bis 22h00 können Kunden damit den Bioladen betreten. Sie entnehmen die benötigten Lebensmittel und buchen die Entnahme in meinem Geschäftssystem ein. Die Bezahlung kann entweder bar oder per Überweisung erfolgen. Dieser von mir entgegengebrachte Vertrauensvorschuss wird von Kunden sehr geschätzt und kommt überaus gut an.
Fällt dir ein besonderes Erlebnis ein, das du mit Kunden gehabt hast? Die zwischenmenschlichen Gespräche, die sich während des Verkaufs ergeben empfinde ich für beide Seiten als sehr bereichernd. Eine Inspiration war für mich das Buch „Der Pfad des friedvollen Kriegers“ von Dan Millman. Die Quintessenz des Buches ist, aufgrund bereichernder Gespräche mit einem Tankstellenbesitzer seine inneren Zwistigkeiten niederzulegen und mit sich selbst Frieden zu schließen. Nur so ist ein friedvolles Auftreten im Außen möglich. Dies als Anlass, bietet mein Bioladen Koglhäusl einen besonderen Rahmen für besondere Gespräche. Es kommen Kunden, die ihr Herz ausschütten möchten, Unterredungen finden statt, wo Ratschläge erteilt werden, bewusstseinserweiternde Gespräche bereichern mich und meine Gesprächspartner am Ende des Tages.
Gibt es noch etwas, das du LeserInnen gerne mitgeben möchtest? Oberösterreich besitzt zahlreiche kleinbäuerliche Betriebe mit sehr hochwertigen Nahrungsmitteln. Wenn wir von diesem Angebot Gebrauch machen, sprich diese regionalen Erzeugnisse vermehrt in Anspruch nehmen, erfahren Konsumenten und Erzeuger eine Win-Win Situation. Dafür gibt es solche Bioladeninhaber wie mich, wo Kunden weite Anreisen zu den Produzenten erspart bleiben. Dies ist bewusstes Wirtschaften im kleinen Rahmen. Weiterführend halte ich Kunden dazu an, sich über ihren ökologischen Fußabdruck Gedanken zu machen. Soll heißen: Wo kaufe ich ein, welche Produkte konsumiere ich, welchen Abfall erzeuge ich, welche Konsequenzen hat dieses Verhalten für meine Umwelt? Ich möchte Menschen dazu inspirieren, ihren Eigenkonsum zu hinterfragen: Wie viele ökologisch bedenkliche Spuren hinterlasse ich in meiner Umwelt? Wir müssen mehr auf unseren bewussten Konsum achten. Es ist wichtig, manchmal innezuhalten und sich zu überlegen: Was brauche ich wirklich, um mich gut zu ernähren? Wovon muss ich mich ernähren, wovon kann ich mich ernähren? Was macht Sinn für Körper und Geist? Was ist ein gutes Leben? Aus diesen Gedankensamen heraus finde ich das Prinzip des bewussten Einkaufs in unseren Nets.werk Läden sehr ansprechend.
Liebe Gabriele, ich danke dir sehr herzlich für unser Gespräch.
Bestellungen und Einkäufe beim Koglhäusl können über folgende Internetseite getätigt werden: https://www.netswerk.net/koglhaeusl/
Das Koglhäusl befindet sich in der Lettenstraße Nr. 82 in 4523 Neuzeug und hat freitags geöffnet.
In meinen Grüne Kosmetik Workshops wird bei der Herstellung kosmetischer Rezepturen auch auf das Prinzip der Regionalität geachtet.