Maria Käser-Aunkofer führt in Regensburg ihr Unternehmen AMITA – Wissen was wirkt. Die Bezeichnung AMITA ist nepalesisch-indischen Ursprungs und bedeutet übersetzt „die Grenzenlose“. Tatsächlich hat Maria vor wenigen Jahren ihre Grenzen enorm erweitert und dadurch neue Wege beschritten. Bis 2001 war sie medizinische Assistentin, arbeitete anschließend als Versicherungsfachfrau bzw. Versicherungsfachwirtin für Vorsorgethemen und Gesundheitsmanagement und baute zudem unterschiedliche Abteilungen erfolgreich auf. Nach diversen Führungsfunktionen war sie bis 2016 sogar als Prokuristin tätig.
Ihren persönlichen Herzensthemen Musik, Gesang und Kochen blieb Maria stets treu und absolvierte neben ihren Managementausbildungen zahlreiche Weiterbildungen wie zur Chorleiterin und zur ayurvedischen Kochberaterin. Die ayurvedische Küche lernte sie nach einer längeren Erkrankung als alternative Heilmethode kennen und schätzen. Darauf aufbauend sollten ab 2015 weitere Ausbildungen folgen, in denen sie sich mit schamanischer Energiemedizin und Traditionell Abendländischer Medizin auseinandersetzte. Heute arbeitet Maria als Beraterin und Coach. Sie leitet ayurvedische Kochkurse in ihrem eigens eingerichteten Kochstudio in Regensburg. Ich habe mich mit Maria über die ayurvedische Küche und die Welt der Gewürze eingehender unterhalten.
Was schätzt du an der ayurvedischen Küche so besonders? Ayurveda und insbesondere die Küche überzeugte mich, da sie auf die Konstitution des Menschen Rücksicht nimmt. Es handelt sich um ein Jahrtausende altes Medizinsystem, das durch Erfahrung und Anwendung der Naturgesetze stetig gewachsen ist. Unser seelisches Befinden und unsere Stimmungslagen können mit der ayurvedischen Küche beeinflusst werden. Schlussendlich wird unsere körperliche Verfassung gestärkt. Die ayurvedische Küche besticht durch besonders viel Individualität. Ins innere Gleichgewicht zu kommen ist die oberste Prämisse.
Welchen Stellenwert haben Gewürze im Ayurveda? Sie besitzen einen sehr hohen Stellenwert, weil sie für unsere innere Ausgewogenheit sehr entscheidend sind. Gewürze besitzen mitunter eine sehr anregende Wirkung. Die Kernfunktion liegt darin, mit Hilfe der Nahrung und Gewürze die Verdauung des Menschen zu stärken. Ein gutes Verdauungsfeuer ist der Garant für eine gute Gesundheit. Mit Gewürzen kann ich auch auf unterschiedlichen Ebenen, sowohl auf physischer wie auch auf emotionaler Ebene, viel bewirken.
Nenne bitte ein Beispiel für unseren Körper. Wenn ich die körperliche Ebene betrachte, so können scharfmachende Gewürze wie entzündungshemmender Chili (Capsicum annuum), Pfeffer (Piper nigrum), Ingwer (Zingiber officinale) besonders in der aktuell vorherrschenden Erkältungszeit (Husten, Schnupfen) den Schleim zum Fließen bringen. Durch ihren jeweiligen Charakter unterstützten sie folglich bei Erkältungskrankheiten.
Es gibt in der ayurvedischen Lehre drei Konstitutionstypen…Genau. Sie werden auch als Doshas bezeichnet. Es existieren drei Regelkräfte, die in uns wirken. Diese sind in jedem von uns in einem unterschiedlichen Mix vorhanden:
- Vata - verbunden mit den Elementen Luft und Äther: Menschen mit diesem vorherrschenden Prinzip sind sehr sensibel, kreativ und drücken sich durch Musik und Tanz aus. Ihr Bewegungsdrang ist hoch. Aus der Balance geraten, neigen diese Menschen zu Nervosität, Überforderung und Stress.
- Pitta - verbunden mit den Elementen Feuer und Wasser: Pitta trägt die Bezeichnungen Erhitzen und Brennen bereits in sich. Pitta dominierte Menschen sind pragmatisch, strukturiert, arbeitsfreudig und fokussiert. Ihr Tagendrang ist enorm. Disharmonien zeigen sich in einer Überhitzung, konkret in Wut und Aggression. Dazu kommen Ruhelosigkeit, Rastlosigkeit, Schlafprobleme.
- Kapha - verbunden mit den Elementen Erde und Wasser: entsprechende Menschentypen sind sehr loyal, konfliktscheu und pflegen enge Freundschaften. Ebenso bevorzugen sie Ruhe und Gelassenheit. Ein Ungleichgewicht führt zu Trägheit, Veränderungsflexibilität und Flucht in eine Traumwelt.
Wie können Gewürze, insbesondere scharfe, unseren seelischen Seinszustand beeinflussen? Wenn Menschen nun die Kapha-Disharmonie in sich verspüren, also Trägheit, Schwierigkeit beim Aufstehen und Verstimmungen wahrnehmen, kann mit Gewürzen Abhilfe verschafft werden. Scharfe Gewürze sind anregend. Ingwer ist ein Scharfmacher, Safran (Crocus sativus) ein mildes Sonnengewürz, beide bringen Energie in unseren Körper. Die Chance, aus einer Lethargie herauszukommen ist mit solchen Gewürzen größer. In Kombination mit Bewegung wird auch die Seele bewegt. Also: runter von der Couch.
Wirken die Gewürze auf jeden Menschentyp gleich? Nein. Jeder Typ tickt anders. Abhängig davon, welches Dosha (s.o.) bei mir führend ist, ist auf die Auswahl der Gewürze zu achten.
- Pitta-Menschen tragen bereits viel Feuer in sich. Mit trockenen und scharfen Gewürzen versorgt, kann eine Überhitzung in Form von Sodbrennen, cholerischen Anfällen die Folge sein. Solche Menschen benötigen süß-herbe Gewürze. Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum), Schafgarbe (Achillea millefolium), Fenchelsamen (Foeniculum vulgare), Minze (Mentha x piperita), Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) finden sich wieder. Salz ist erhitzend und daher auch mit Vorsicht zu genießen.
- Vata-Menschen benötigen Gewürze wie Fenchelsamen, die süß-herb sind aber auch Koriander (Coriandrum sativum) ist angebracht. Frischer Ingwer und Anis (Pimpinella anisum) wird von diesen Charakteren gut vertragen, sie halten warm und feucht.
- Kapha-Dosha brauchen es scharf, um in die Gänge zu kommen. Das Verdauungsfeuer muss erst einmal eingeheizt werden. Hier passen fast alle Gewürze, die scharfmachend sind: Basilikum (Ocimum basilicum), Rosmarin (Rosmarinum officinalis), Nelke (Syzygium aromaticum), Kardamon (Elettaria cardamomum), Knoblauch (Allium sativum), uvm. Auf Salz soll weitestgehend verzichtet werden, da es den Wasserfluss im Körper stoppt und Einlagerung im Gewebe die Folge sein können.
Safran eignet sich im Übrigen für alle Doshas.
Welche Möglichkeiten haben wir während der dunklen Jahreszeit, mit dem Essen etwas Licht und Wärme in uns hereinzuholen? Wir befinden uns jetzt in der Vata-Jahreszeit, das bedeutet Wind, Stürme, eine Abnahme der Temperaturen. Ich empfehle frische, starke Gemüse- und Obstfarben wie rot-orange-gelb, Kürbis, Karotten, Safran, Ingwer. Viele Eintöpfe sind nun angebracht. Dazu kommen wärmende Gewürze wie Zimt, Ingwer, Pfeffer. Der Fokus liegt auf warme Gerichte und Gewürze. Auf Rohkost wie Salat soll weitestgehend verzichtet werden. Gewürztees mit Nelken, Zimt, etwas Pfeffer eignen sich nun gut.
Hast du für uns ein gewürzreiches Kochrezept zum Nachmachen mit dabei? Ich habe zwei Rezepturen, die ich gerne teile.
-
Warmer Hirsesalat: 1 Tasse Hirse, 4 Safranfäden, 1 Granatapfel, 200 g Feta-Schafskäse, 3 Stangen Sellerie, 1 TL Curcuma, 1 TL Schwarzkümmelsamen, 1 TL Fenchelsamen, ½ TL
Kreuzkümmelsamen, 1 EL Kräuteröl, 1 EL Olivenöl, 1 Zitrone, 2 EL Holundersirup, Black Salt, Schwarzer Pfeffer
Zubereitung: Hirse in ein Sieb geben und mit kaltem Wasser waschen. In einen Topf geben und mit 2 Tassen Wasser und 1 TL Salz auffüllen. Safranfäden mit 1 EL Wasser in eine kleine Schale geben und zur Seite stellen. Hirse aufkochen und bei niedriger Temperatur ca. 20 Minuten weichköcheln. Kurz vor Garende den aufgelösten Safran unterrühren. Selleriestangen waschen, das Grün abschneiden und beiseitelegen. Stangen klein würfeln, das Grün ebenfalls klein schneiden. Zitrone auspressen, Saft zur Seite stellen. Granatapfel entkernen, dabei den Saft auffangen und alles gemeinsam in eine Schüssel geben. Fetakäse klein würfeln und zu dem Granatapfel,-saft und Zitrone in die Schüssel geben. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, ganze Gewürze zugeben und kurz anbraten, bis sie duften. Klein gewürfelten Sellerie in die Pfanne geben und scharf anbraten. Mit 1 EL Wasser ablöschen, Curcuma zugeben und bei geschlossenem Deckel fertig dünsten. Alle Zutaten zu Käse und Granatapfel in die Schüssel geben und gut durchmischen. Mit Black Salt und Schwarzem Pfeffer abschmecken und noch warm genießen. -
Gewürztee: 1 L Wasser, 1 Orange in Scheiben schneiden, ½ TL Kreuzkümmelsamen, 2 Zimtstangen, 3 Gewürznelken, 1 Sternanis, 1 TL Fenchelsamen Zubereitung: Alle Zutaten 10
Minuten kochen, anschließend weitere 5 Minuten ziehen lassen.
Dieser Gewürztee hilft die Balance zu halten und gesund durch die kalte Jahreszeit zu schreiten. Am Morgen dürfen ein paar Scheiben Ingwer gerne noch dazugegeben werden. Abends ist davon abzuraten, da Ingwer sehr anregend wirkt.
Liebe Maria, ich danke dir für unser Gespräch.
Maria veröffentlicht monatliche Newsletter und bietet darin viele leckere ayurvedische Rezepte zum Nachmachen.
Anmeldungen für den Newsletter sind unter info@amita.gmbh möglich. Webseite: https://www.amita.gmbh/