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Zusammenhalt

Fühlt sich die aktuelle Zeitqualität für dich schwer, träge, hoffnungslos, entmutigend, deprimierend, verletzend oder gar hasserfüllt an? Zweifelsohne ist unser Zeitgeschehen in einen herausfordernden Sog geraten.

 

Wir sind Homo sapiens: eine hoch entwickelte Spezies, von denen es mehr als 7,79 Milliarden auf der gesamten Welt gibt. Manche von uns hatten Glück mit ihrem Geburtsort. Sie sind in den industrialisierten Ländern zur Welt gekommen, wo Rechtsstaatlichkeit, Menschenrecht, ein intaktes Gesundheits- und Sozialsystem existieren. Der Mensch ist wertvoll und hat Rechte wie auch Pflichten. In anderen Teilen unserer Erde leben Mitmenschen, denen andere politische und soziale Schicksale zuteilwerden. Ausreichend zu Essen und zu Trinken ist dort vielleicht auch nicht selbstverständlich. Auf der Flucht sein, um sein Menschenleben fürchten zu müssen, keine ausreichende gesundheitliche Fürsorge in Anspruch nehmen zu können, gehören dort zur Tagesordnung. Die Körper, die Seelen der Betroffenen solch geografischer Brennpunkte sind permanent dem Stress des Lebens - des Überlebens - ausgesetzt.

 

Was eint uns – ich meine, welche psychischen Grundbedürfnisse verbinden uns, egal in welchem Land, in welcher Stadt oder in welchem Ort wir zu Hause sind? Was ist es, dass die Basis unseres Daseins bildet, das schöne Etwas, das uns dazu motiviert, jedem Tag auf das Neue zu begegnen? Ich denke, es ist das Bedürfnis nach einem WÜRDEVOLLEN LEBEN. Dies führt weiterführend zu dem Wunsch, von unserem sozialen Umfeld wertgeschätzt und verstanden zu werden. Es ist der Wunsch, dass wir als Mitbürger wahrgenommen werden, dass unsere Bedürfnisse gehört und ernst genommen werden. Wir sind Teil eines großen Ganzen, ein Element von mehr als 7 Milliarden.

Nun ist jeder von uns umgeben von Menschen, für die wir eine Vorbildwirkung in unterschiedlichen Aspekten des Lebens einnehmen. Wir selbst haben auch immer wieder Vorbilder gewählt, an denen wir uns in unterschiedlichen Lebensbereichen, Lebensphasen und zu verschiedenen Aufgabenstellungen orientiert haben. In jungen Jahren waren es meist unsere Eltern, dann folgten Großeltern, Freunde, der Partner. Vorbilder haben Einfluss auf andere. Vielleicht bist du als Lehrer tätig, dann sind es wohl die Schüler, für die du eine besondere Vorzeigerolle einnimmst. Bist du etwa eine Führungskraft, so wird mit Sicherheit so mancher Mitarbeiter dich als eine Vorzeige-Person wahrnehmen, und so manchen Charakterzug von dir abschauen und versuchen, diesen in sein Wirken zu integrieren. Auch Kindergartenpädagogen spielen eine besondere Rolle, genauso wie ein Pfarrer, die Inhaberin eines Friseursalons, der Stadtführer, die Verkäuferin des Lieblingsbuchhandels, der Arzt des Vertrauens, die Yogalehrerin, der Tennislehrer, der Arbeitskollege, praktisch alle, die unser Lebensfeld beeinflussen besitzen das Potenzial, den Platz eines Vorbildes für uns einzunehmen, so wie wir dies auch für unsere Mitmenschen tun können. Vorbilder sind also jene Personen, die in unserem jeweiligen Verständnis ein idealtypisches Verhalten zu einem bestimmten Thema an den Tag legen, das uns anspricht und das wir bewusst oder unbewusst in unser Tun übernehmen. Dabei ist die Eigenschaft eines Vorbildes sehr individuell gehandhabt. Was für mich ein Vorbild sein kann, ist für einen anderen Mitmenschen nicht der Fall. Er holt sich seine Anreize wiederum von einer anderen Person. So darf es auch sein, denn die Fülle des Lebens lebt von der Diversität des Volkes mitsamt seinen verschiedenen Geschöpfen. 

 

Ein Vorbildwirkung entwickelt sich auch aus persönlichen Gesprächen heraus: Was geschieht nun mit uns, wenn wir uns einer hitzigen Debatte mit anderen Mitmenschen aussetzen und dabei unsere Kräfte messen müssen, indem wir versuchen, andere Mitmenschen mit Argumenten zu bekehren, sie abzuwerten oder uns mit unseren Ansichten über sie zu stellen? Unser Körper fährt dabei alle Mechanismen des sehr alten Überlebenssystems in uns, den „Kampf“Modus, hoch. Wir gehen auf Angriff. Der archaische Mensch kämpfte und bezwang seine Gegner mit Händen und einfachen Waffen. Heute setzen wir stattdessen Worte der Erniedrigung, der Verachtung, der Herabwürdigung ein. Denke bitte daran, dass Worte ebenso scharfe verletzende Instrumente sind, die mit ihrer groben oder fein ausgewählten Zungenklinge genauso tiefe Wunden verursachen können. Diese schmerzen oft länger, als dies echte Wunden tun. Wollen wir wirklich unsere Mitmenschen schwächen? Wollen wir wirklich unseren Teil dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft, die mit allen Verboten, Auflagen, Verpflichtungen momentan sehr gefordert ist, noch weiter an Kraft verliert und zusammenbricht?

 

Was ich mir, was ich uns wünsche: Ich wünsche mir Zusammenhalt untereinander. Eine feste Bindung im Volk, getragen durch Verständnis und Wertschätzung füreinander – dies hilft, um die Herausforderungen des aktuellen Zeitgeschehens gut zu meistern.

Wie erreichen wir das? Durch ehrliche, offene, ausführliche Gespräche, dies ohne unser Gegenüber zu schubladisieren, die Meinungen des anderen zuzulassen, bei Unklarheiten nachzufragen. Das Gespräch weg von der Emotionsebene hin zur Sachebene führen. Deine Meinung und deine Ansichten erklären, ausschließlich in der Ich Form kommunizieren. Jeder von uns hat seine eigene ganz persönliche Lebensgeschichte geprägt von Freude und Leid, Gesundheit und Krankheit, Bindung und Verlust. Auf Basis dieses Sammelsuriums an Erlebnissen sind die Wahrnehmungen zur Krisensituation ebenso zahlreich wie es Menschen auf dieser Erde gibt, eben 7,7 Milliarden. Es gibt nicht die eine Wahrheit. Aber es gibt die Möglichkeit, sich an einen kleinsten gemeinsamen Nenner anzunähern. Diesen kannst du mit jedem deiner Mitmenschen durch ruhige Gespräche herausarbeiten. Das braucht Zeit und Geduld ist aber überaus wertvoll.

 

Denn so kann aus meiner Sicht Verständnis entstehen, die soziale positive Bindung zu deinen Mitmenschen bleibt aufrecht und Zusammenhalt, das DIE Basis für weiterführende positive Prozesse darstellt, kann sich daraus entwickeln.

Bitte denk daran: „Wir sind nur so stark, wie wir vereint sind und so schwach, wie wir getrennt sind.“ Geh daher mit gutem Beispiel voran und sei durch ruhige, wertschätzende und verständnisvolle Gespräche Vorbild für andere.