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Ganzheitliche Pflege für unsere Haut

Für jene Mitmenschen, die sich mit Hautgesundheit und traditionellen Rezepturen zur Gesunderhaltung unserer Haut beschäftigen, ist die Literatur von Gabriela Nedoma absolute Pflichtlektüre. Gabriela widmet sich seit vielen Jahren der traditionellen Naturheilkunde und leistet dazu viel Bildungsarbeit im deutschsprachigen Raum. Dabei steht die botanische Medizinliteratur des Mittelalters in ihrem jahrelangen Forschungsfokus. Neben ihrem profunden Wissen über Ethnobotanik, Baummedizin und Gemmotherapie sowie Hildegard von Bingen und Klostermedizin ist Gabriela Nedoma Expertin für Hautökologie und Grüne Kosmetik. 

Ich habe mich mit Gabriela Nedoma über ganzheitliche Hautpflege mit Hilfe Grüner Kosmetik und Traditioneller Hautmedizin eingehender unterhalten.

 

Gabriela, welcher Weg hat dich zur Grünen Kosmetik geführt? Ich bin über Umwege zur Grünen Kosmetik gekommen. Auslöser war eine Chemikalienunverträglich. Die Beschwerden haben mich mehr als zehn Jahre begleitet. In dieser Zeit habe ich sehr viele Experten wie Ärzte, Kosmetiker und Therapeuten konsultiert und therapeutische Ansätze versucht. Viele Diagnosen wurden gestellt, die von mir verwendeten Arzneien und Kosmetikprodukte zeigten kaum Wirkung. Die aufgesuchten Experten erkannten die eigentliche Ursache, ein Übermaß an Chemikalien in den verwendeten Kosmetika, nicht. Erst als ich alle Hautmittel weggelassen und mich ausschließlich mit einer gewöhnlichen Seife gereinigt und gepflegt habe, haben sich meine Hautprobleme schlagartig verbessert.

 

Zeitgleich studierte ich deutsche Philologie, also die germanistische Literatur- und Sprachwissenschaft. Im Zuge dieses Studiums bin ich auf die medizinhistorische Literatur des Mittelalters gestoßen. Diese Begegnung hat mein Leben verändert. Ich interessierte mich für die altüberlieferten Handschriften insbesondere die traditionelle Pflanzenheilkunde. Aus dieser Literatur habe ich tradierte aber in Vergessenheit geratene Antworten betreffend Haugesundheit und Grüne Kosmetik gefunden und für interessierte Mitmenschen wieder hervorgeholt.   

 

Ich besuchte in ebendieser Zeit Fortbildungen der Kräuterpädagogik, Phytotherapie und Naturkosmetik. Dabei stellte ich fest, dass die Mittel der Naturkosmetik für meinen Körper noch zu intensiv gewesen waren. So begann ich, mir meine eigene Kosmetik zuzubereiten. Ich war kosmetische Quereinsteigerin und wollte für meine sensible Haut Lösungen aus früherer Zeit finden. Vor diesem Hintergrund habe unzählige Rezepturen an mir ausprobiert.

 

Die Bezeichnung Grüne Kosmetik entstammt deiner Feder. Genau. Ich begann im Jahr 2005 aufgrund eben genannter Gründe mit der Herstellung eigener Kosmetik. Zuerst war dieses alte Wissen ausschließlich für die Eigenanwendung gedacht. Mir persönlich half dabei die Klostermedizin von Hildegard von Bingen und das Wissen aus Ayurveda mit den Grundlagen der lebendigen Hautpflege. Aus diesen Einsichten zuzüglich meiner Recherchen und meiner praktischen Arbeit habe ich mir meine eigenen Rezepturen zusammengestellt. Ich startete Nachhaltigkeitsinitiativen, wo ich auf viele Mitmenschen mit Hautbeschwerden und Hauterkrankungen traf. Sechs Jahre später ging ich mit meinem Konzept der Grünen Kosmetik an die Öffentlichkeit und stellte somit meine Kosmetikform auf professionelle, sprich pädagogische Beine.   

 

Wie unterscheidet sich die Grüne Kosmetik, Naturkosmetik von konventioneller Kosmetik? Die Grüne Kosmetik ist eine gesundheitsfördernde Kosmetik. Ziel ist es, eine natürliche, biologische und hautregenerierende Pflege allen Menschen zur Verfügung zu stellen. Hier steht ein ökosozialer Anspruch dahinter. Aus diesem Grund werden biologische Lebensmittel verwendet. Die Regionalität soll dabei in den Fokus gerückt werden und auch die Selbstversorgung aus der Natur ist ein wesentlicher Aspekt. Die Grüne Kosmetik versteht sich als Bildungsmaßnahme. Die Grundlagen werden in Form von Wissensvermittlung weitergegeben, die daraus erzeugten Produkte sind nicht käuflich. Hinter Grüne Kosmetik verbirgt sich ein naturheilkundiger Zugang. Sie ist sanft zum Körper und sorgt für einen Aufbau und eine Regeneration unserer Haut.

Die Naturkosmetik ist Hautpflege, die aus Rohstoffen natürlichen Ursprungs besteht. Das bedeutet nicht unbedingt regional. Die Ausgangsstoffe können auch aus anderen Herkunftsländern stammen. Diese Art der Kosmetik heißt nicht zwingend naturbelassen. Die Produkte können ebenso konserviert sein. Zum Unterschied der Grünen Kosmetik sind sehr viele Inhaltsstoffe enthalten. Bei der Grünen Kosmetik sprechen wir von drei bis fünf Bestandteilen. Etwa 10 bis 30 unterschiedliche Inhaltsstoffe sind in der Naturkosmetik zu finden. Die Naturkosmetik verwendet Emulgatoren und Konservierungsstoffe. Diese sind auch funktionell, wobei die Grüne Kosmetik auf ebendiese Zusätze verzichtet.

Zuletzt ist die konventionelle Kosmetik zu nennen. Diese ist eine Hautpflege aus Rohstoffen, die synthetischen Ursprungs sein können. Manche Anbieter mögen auch natürliche Rohstoffe verwenden. Es sind aber darüber hinaus Substanzen zulässig, die eine potenziell gesundheitsbeeinträchtigte Wirkung entfalten können wie etwa endokrine Disruptoren. Dies sind hormonwirksame Substanzen, oder auch Stoffe mit hautreizender oder -belastender Wirkung.

 

Du hast kürzlich ein neues Buch mit dem Titel „Traditionelle Hautmedizin“ veröffentlicht. Welche Aspekte hast du in diesem Buch genau beleuchtet? Mit meinem Buch möchte ich die Mitmenschen daran erinnern, dass Hautpflege eine sehr lange Tradition hat, die weit über den Pflegecharakter hinaus geht und Hautgesundheit und Hautheilung umschließt. Weltweit hat es Jahrtausende lang Methoden der Pflege und Heilung gegeben, die nach dem Konzept der Grünen Kosmetik funktionieren und die überwiegend aus Nahrungsmittel, Heilkräuter und regionalen Produkten bestehen.

 

Wie lange hast du an diesem Buch gearbeitet? An meinem Buch habe ich etwa 10 Jahre geschrieben. Es bedarf langer Recherchezeiten. Ich habe dabei Rezepturen aus 3000-jähriger Medizingeschichte verwendet. Rezepturen aus Europa aber auch aus dem arabischen Raum, der griechisch-römischen Antike und der indischen Tradition sind darin enthalten. Diese Mittel spiegeln die weltweit existierende Medizingeschichte sehr gut wider. Durch die Traditionelle Medizin habe ich gelernt, wie einfach Hautheilung sein kann. In der Traditionellen Medizin sind Pflege und Heilung nahezu deckungsgleich, sie stehen in engster Wechselwirkung zueinander. Arzneien haben für die Haut eine positive Wirkung auf die Schönheit und das Wohlbefinden, wohingegen eine Hautpflege die Hautgesundheit miteinbezieht.

Im Buch beschreibe ich Traditionelle Kosmetik und deren Anwendung für spezielle Wunden oder Läsionen, bei Schmerzen, bei chronischen Hauterkrankungen oder Infektionen.

 

Die Rezepturen, die du über die Jahre erarbeitet hast, entstammen sehr alter Literatur und datieren 3000 Jahre zurück. Sind diese Rezepte mit den darin enthaltenen Zutaten im 21. Jahrhundert noch en vogue? Ja, das sind sie auf jeden Fall. Diesen Abgleich habe ich auch im Buch dargestellt. Die modernen wissenschaftlichen Studien unserer Zeit habe ich bei den verschiedenen hautmedizinischen Rezepturen zitiert, damit die Leser nachvollziehen können, dass diese Produkte nach wie vor aktuell sind. Viele überlieferte Mittel der Traditionellen Medizin haben heute noch ihre Berechtigung. So ist auch die Hildegard von Bingen Hautheilkunde durch die Medizinforschung bestätigt.

 

Hast du ein kosmetisches Rezept für uns, das Anfänger selbst gerührter Kosmetik auch zu Hause leicht nachmachen können? Die Sonnencreme mit Walnuss gebe ich gerne weiter.

Zutaten: 150g junge Walnussblätter, 250g Olivenöl oder Ghee, 50g Wasser, 3EL Alkohol (40%), 20g Bienenwachs

Zubereitung: Die Zutaten werden bis auf das Bienenwachs mit dem Blender gemixt. Die Mischung wird in ein feuerfestes Gefäß gefüllt und mit dem Bienenwachs zum Kochen gebracht. Nach einigen Minuten Kochzeit wird die Temperatur auf die kleinste Stufe geschalten. Etwa 30 Minuten in der Resthitze ziehen lassen. Das Extrakt wird durch ein Feinsieb filtriert. Die Masse kühlen lassen, bis die Creme beginnt, trüb zu werden. Mit dem Pürierstab mixen und in Gläser füllen.  

 

Liebe Gabriela, ich danke dir von Herzen für unser wunderbares Gespräch.

 

Webseite von Gabriela Nedoma: www.gabriela-nedoma.at

 

Gabrielas neu erschienenes Buch: Traditionelle Hautmedizin – Heilsalben, Öle & Hautcremes aus 3000 Jahren Naturheilkunde, ISBN 978-3-7104-0274-6

Ich bin ausgebildete Grüne Kosmetik Pädagogin nach Gabriela Nedoma und biete im Bereich dieser hochwertigen Frischekosmetik verschiedene Kurse an.