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Ähterische Öle für unser Kindeswohl

 

Karola Gangl ist diplomierte Kinder- und Säuglingskrankenschwester und hat Zeit ihres beruflichen Lebens für ebendiese Zielgruppe gearbeitet. Ihre spezifischen Kenntnisse umfassen Kinderkranken- und Säuglingspflege, Kinder Intensivpflege, harmonische Massagen für Frühgeborene, Babys und Kinder. Zudem ist Karola mit den Ausbildungen zur Kräuterexpertin und zur Aromapflege tief in das Wissen um die heimischen Pflanzen und um die Wirkung ätherischer Öle eingetaucht, sie praktiziert ihre Erfahrungen daraus bis zum heutigen Tag. Seit 2003 ist sie auf der interdisziplinären Kinderstation des Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz tätig. Ich habe mich mit Karola über die Wirkung ätherischer Öle und ihren Mehrwert für unsere nachfolgende Generation unterhalten.

 

Karola, was machst du in deiner aktuellen Tätigkeit? Im Krankenhaus bin ich für Kinder ab 2 Jahren bis hin zu Jugendlichen unter 18 Jahren für die Pflege und die komplementäre Pflege für die ganze Kinderabteilung – also ab Neugeborene  zuständig. Die komplementäre Pflege wirkt als Ergänzung zur Schulmedizin und zur konventionellen Pflege. Dazu gehören auszugsweise Kräuter, Wickel, Ernährung und die Aromapflege, das heißt das Arbeiten mit ätherischen Ölen, fetten Ölen und Hydrolaten. Mit diesen Ansätzen holen wir das ursprüngliche Wissen wieder in die Pflege. 

 

Apropos ätherische Öle: Kannst du uns kurz beschreiben, was diese genau sind? Ätherisch bedeutet „flüchtig“. Es sind Kohlenwasserstoffverbindungen, die die Pflanze bildet. Diese Verbindungen machen die Duftstoffe der jeweiligen Pflanze aus. Sie werden im sekundären Pflanzenstoffwechsel gebildet, wo die Elemente Luft, Sonne, Erde und Wasser einwirken. Die Pflanze produziert diese Pflanzenstoffe, um sich am Standort, an dem sie sich befindet, vor Fraßfeinden zu schützen, um Bestäubungsinsekten anzulocken, um sich vor Austrocknung zu schützen und um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Auch die Kommunikation mit anderen Pflanzen zählt hier dazu.  

 

Du hast die Ausbildung der komplementären Pflege – Aromapflege absolviert. Was waren die wesentlichen Aspekte beim Umgang mit ätherischen Ölen, die du für dich mitgenommen hast? Dass wir mit Pflanzen und ihren Wirkstoffen sehr viel zu unserer Gesunderhaltung beitragen können. Es braucht nicht immer eine medikamentöse Behandlung. 

 

In der Aromapflege arbeiten wir mit 100% naturreinen ätherischen Ölen. Dies bedeutet, dass diese aus einer botanisch definierten Pflanze stammen (Stichwort: authentisch) und es sich nicht um eine Mischung (dh. genuin, Bezeichnung für reine Substanzen) oder synthetisch hergestellte Stoffe handelt. Die ätherischen Öle sind Vielstoffgemische, die hoch konzentriert sind. Der Umgang damit erfordert viel Erfahrung und es ist bei der Anwendung Vorsicht geboten. Hier gilt der Grundsatz „je weniger, desto besser“. Ein sparsamer Einsatz ist wesentlich, um eine gute Wirkung zu erzielen. Ätherische Öle sind natürliche Ressourcen, mit denen sehr achtsam umgegangen werden soll. Ein rücksichtsvoller Einsatz ist hier meines Erachtens wesentlich, sodass nachfolgende Generationen ebenfalls von unseren Pflanzenkräften profitieren können. Ein Tropfen ätherisches Rosenöl enthält beispielsweise die konzentrierte Wirkung von 30 Rosenblüten. Dies sollte man sich stets vor Augen halten, gerade bei Pflanzen, die einige Jahrzehnte brauchen, um zu wachsen, wie etwa das Zedernholz. Hier muss der ganze Baum gefällt werden, damit wir das ätherische Öl daraus gewinnen können. Nicht zu vergessen die pflanzlichen Rohstoffe, die bereits vom Aussterben bedroht sind, so etwa das Rosenholz.

  

Der Mehrwert von Hydrolaten und fetten Ölen für die Aromapflege wurde mir zudem während meiner Ausbildung bewusst. Diese beiden Komponenten stehen oftmals im Schatten der ätherischen Öle. Gerade bei Kindern oder Säuglingen hat sich der Einsatz dieser sehr bewährt.

 

Dein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Kinder und die Fürsorge dieser. Mit welchen Anliegen sind die Kinder derzeit bei dir in der Pflege (Behandlung)? Ich arbeite auf einer interdisziplinären Station. Der Schwerpunkt liegt dort auf Kinderurologie, wir betreuen aber auch Kinder der Chirurgie, plastischen Chirurgie, Orthopädie, Augen und Hals, Nasen, Ohren (HNO). Weiters die internen Erkrankungen: diese umfassen alle Erkrankungen beispielsweise der Atemwege, Harnwege und die Abklärung von Kopf- und Bauchschmerzen sowie Verdauungsprobleme, die zumeist einen psychischen Ursprung haben. Bei uns auf der Station nehme ich derzeit einen Zuwachs an Kindern mit psychischen Belastungen wahr.

 

Verbinden wir das Thema ätherische Öle mit unseren Jüngsten: Mit welchen ätherischen Ölen arbeitest du bei Säuglingen und Kindern besonders gerne und weshalb? Bei den Säuglingen verwende ich ätherische Öle sehr, sehr sparsam. Bis zum sechsten Lebensmonat muss die Eltern-Kind-Beziehung aufgebaut und intensiviert werden. Beziehungen werden auch durch zwischenmenschliche Düfte geprägt. Aus diesem Grund würde der vorzeitige Einsatz von ätherischen Ölen diese Dufterfahrung beeinträchtigen. Rosenhydrolat (Rosa damascena) bei der Hautpflege - zum Beispiel im Windelbereich - könnte in den ersten sechs Lebensmonaten angewandt werden. Im Krankenhaus arbeiten wir, in diesem Alter, mit fetten Ölen wie etwa das hautfreundliche und pflegende Mandelöl.

 

Für Kinder besitzen wir im Krankenhaus fertige Pflegeölmischungen, sprich Mandelöl mit ätherischen Ölen, die angewandt werden. Diese Mischungen werden beispielsweise bei Bauchschmerzen mittels Bauchmassage oder bei Kopfschmerzen mit Hand- oder Fußmassage aufgetragen. Wir haben zum Beispiel auch ein Hämatom- und Lymphöl, das wir bei Schwellungen oder Blutergüssen nach Operationen auf die entsprechenden Körperstellen auftragen. 

Pur auf einem Taschentuch zum Riechen aufgetragen verwenden wir Zitrone (Citrus limon) und Orange (Citrus × sinensis) im Falle von post-operativer Übelkeit oder Lavendel fein (Lavandula angustifolia) bei Unruhe, Schlafproblemen, Traurigkeit, Heimweh. Bei Husten kommt bei uns Cajeput (Melaleuca cajeputi) auf ein Taschentuch zum Einsatz. Auf die eben genannten komplementären Initiativen sprechen unsere kleinen Patienten sehr gut an. Diese Maßnahmen sind bei Kindern, Eltern und Ärzten sehr beliebt.

 

Gibt es Klassiker bei den ätherischen Ölen, die ein breites Anwendungsspektrum für Kinder abdecken? Lavendel fein steht hier an vorderster Stelle. Es ist ein ätherisches Öl mit dem größten Wirkspektrum. Ätherisches Lavendelöl hat eine modulierende Wirkung, sprich bei ängstlicher oder leicht depressiver Stimmungslage holt es Mitmenschen genauso in die gesunde Mitte, ist also anregend, wie in übererregten Zuständen, wo es uns in die Entspannung führt. Bei Verbrennungen und kleineren Wunden leistet dieses Öl gute Dienste, es erweist sich als wundheilend, desinfizierend und auf der psychischen Ebene beruhigend, sodass der Unfallstress vermindert wird. Lavendel fein – vorausgesetzt die Qualität ist von bester Güte – kann in Akutfällen pur auf unsere Haut aufgetragen werden. Die Schlafbereitschaft wird angeregt, das Immunsystem wird stimuliert, auf unsere Muskulatur wirkt das ätherische Lavendelöl entkrampfend, beispielsweise bei Bauchschmerzen. In diesem Fall kann das Öl mit einem fetten Öl gemischt aufgetragen, in eine Duftlampe oder auf ein „Riechtuch“ getropft werden.

 

Wenn Kinder das Lavendelöl nicht mögen, kann als Ersatz die Bergamottminze (Mentha citrata) zum Einsatz kommen. Der Duft ist als leicht minzartig wahrnehmbar. Ebendieses Öl wird auch anstelle des Pfefferminzöls (Mentha x piperita) eingesetzt, das bei Kleinkindern bis zum 6. Lebensjahr nicht angewandt werden soll.

 

Es gibt zahlreiche Anbieter an ätherischen Ölen, die Qualität ist aber sehr unterschiedlich. Wie kann ich als Laie sicher gehen, ein ätherisches Öl von ausgezeichneter Qualität zu kaufen? Es gibt verpflichtende Vorgaben, was die Deklaration ätherischer Öle betrifft. Folgende Informationen müssen ersichtlich sein: 100% ätherisches Öl, Bezeichnungen wie „authentisch“ oder „genuin“ sind Hinweise dafür, dass wir eine gute Ölqualität vor uns haben. Wichtige Hinweise sind weiters die deutsche und botanische Bezeichnung, der verwendete Pflanzenteil, das Herkunftsland, das Gewinnungsverfahren, der Anbau und weitere Indikationen wie Chargennummer und Adresse des Herstellers.   

 

Hast du ein einfaches Rezept einer ätherischen Ölmischung für uns, was wir für unsere Kinder verwenden können? Natürlich. Eine Pflegeölmischung gebe ich den interessierten Mitmenschen gerne mit. Die Kinderölmischung besteht aus drei Tropfen Orange, 2 Tropfen Lavendel fein, 1 Tropfen Benzoe (Styrax tonkinensis), 1 Tropfen Anis (Pimpinella anisum) oder Cajeput. Diese Tropfen werden in 50ml fettem Öl wie etwa Mandelöl gemischt. Diese Universalmischung kann für Bauch-, Hand- oder Fußmassagen verwendet werden. Bei Husten kann dieses Öl ebenso zum Einsatz kommen. Es eignet sich zur Hautpflege, insbesondere auch im Windelbereich. 

 

Liebe Karola, ich danke dir sehr herzlich für deine Zeit.  

 

Webseite von Karola Gangl: https://karolagangl.wordpress.com/

 

Ich bin unter anderem diplomierte Aromapraktikerin. In meiner kinesiologischen und beratenden Praxistätigkeit verwende ich zur Entspannungsunterstützung ebenfalls 100% naturreine ätherische Öle in Bio-Qualität und beziehe diese Öle von einem österreichischen Hersteller. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, kannst du mich gerne kontaktieren..