In unserer schnelllebigen Zeit treten Sandra und Peter mit der Philosophie ihrer Hofgärtnerei ebendieser hektischen Entwicklung entgegen. In Kronstorf (OÖ) produzieren sie in naturgemäßer Weise, auf Basis einer Kreislaufwirtschaft und ohne Einsatz chemischer Spritzmittel Gemüse und Kräuterjungpflanzen sowie eine große Vielfalt an Gemüsesorten und Gemüseraritäten.
Sandra und Peter sehen es als selbstverständlich an, dass wir Menschen Verantwortung für unsere nachfolgende Generationen tragen. Dazu gehören auch der Erhalt alter Sorten und die Vermehrung von biologischem Saatgut. Gemeinsam bewirtschaften sie rund 1,4 Hektar Boden. Lediglich bei größeren Arbeitstätigkeiten wie Pflügen oder Kartoffeln einlegen werden sie von ihrer Familie unterstützt. Vor sechs Jahren haben Sandra und Peter begonnen, essbare Blüten anzupflanzen und anzubieten – eine Köstlichkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Sandra und Peter, erzählt ein wenig etwas über euch. Wir waren beide 16 Jahre lang Gartengestalter. Peter hat die Gartenlehre absolviert. Ich, Sandra wurde in der Gartenbaufachschule in Langenlois mit der Materie vertraut. Etwa im Jahr 2008 hat Herr Minhard, der Inhaber der Gartengestaltung auf seinem Grund Gemeinschaftsgärten gestaltet. Wir haben von dieser Möglichkeit ebenfalls Gebrauch gemacht und eine 20m2 Parzelle gemietet. Drei Jahre lang haben wir neben der Gartengestaltung Gemüse angebaut. Nach und nach haben wir weiteren Grund zugemietet. Bevor wir uns 2018 rein auf den Gemüsebau spezialisiert haben, führten wir gemeinsam mit Herrn Minhard die Gartengestaltung. Nach über 16 Jahren hatten wir festgestellt, dass uns der Gemüsebau mehr reizt als die Gartengestaltung.
Wir haben im Gartenbau über das Legen von Pflastersteinen bis zum Baumsetzen alle erdenklichen Arbeiten durchgeführt. Wir nehmen die Gartenbaubranche als enorm stressig und kurzlebig wahr. Innerhalb von sieben Monaten – so lange dauert eine Saison – müssen in dieser Zeit alle Kunden zufrieden gestellt und nebenbei muss auch ein Jahreseinkommen verdient werden.
Ihr lebt mit eurer Gartenarbeit im Jahresrhythmus. Ja, Regionalität und Saisonalität liegen uns am Herzen. Was das Gemüse anbelangt, sind wir richtige Sammler. So bieten wir zum Beispiel mehr als 70 unterschiedliche Paradeiser Sorten an. Wir haben auch schon fast vergessene Herbst- und Wintergemüse wie Schwarzwurzel, Haferwurz oder Zuckerhut in unserem Sortiment.
Wie kam es nun zu den essbaren Blüten? Wir bekamen von einem Koch den Impuls, essbare Blüten auszuprobieren. Er benötigt die Pflanzen-Accessoires in der gehobenen Gastronomie, um damit die Teller und Speisen zu dekorieren. Seinen Vorschlag haben wir sofort aufgegriffen. Wir haben die Samen in Bioqualität von einem Spezialanbieter bezogen und im Folgejahr unser Saatgut teilweise selbst abgenommen.
Wir lassen unseren Pflanzen ihren natürlichen Lauf und schränken sie in ihrem Wachstum nicht ein. Sie dürfen gedeihen. Wir achten nur ab und an darauf, dass manche Pflanzen nicht überhandnehmen und andere dominieren, wie z.B. der Borretsch.
Welche essbaren Blüten sind in eurem Blütenstrauß zu finden? Je nach Saison gibt es bei uns Kapuzinerkresse, Borretsch, Ysop, Mädchenauge, verschiedene Malvenarten, Schmuckkörbchen, Ringelblume, Kamillen, Kornblumen, Tagetes, Löwenmaul, Erdbeerspinat und Lavendel zum Verkosten. Wir binden schöne bunte Sträuße, damit sich das Auge genauso erfreut wie der Gaumen. Damit wir so eine bunte Komposition gestalten können, achten wir auf die richtigen Setzzeitpunkte und Erntezeitpunkte. Unsere essbaren Blüten gibt es mittlerweile auch in der Gastronomie. Die Speisen sind mit einer solchen Blütenpracht einfach schmackhafter. Aber auch Pflanzenbegeisterte können unsere essbaren Blüten genießen. Wir reichern unsere Salattassen ebenso mit einzelnen Blüten an.
Die essbaren Blüten sind aber nur eine gewisse Zeit erhältlich... Ja, gestartet wird etwa Anfang Juni und geht bis spät in den Herbst hinein. Natürlich sind wir hier den natürlichen Witterungen ausgesetzt. So kann sich dieser zeitliche Rahmen der Verfügbarkeit entsprechend verschieben.
Könnt ihr etwas über die Inhaltsstoffe erzählen? Viele unserer naturbelassenen Blüten aber auch Gemüsesorten enthalten Bitterstoffe, die oftmals aus kultivierten Sorten herausgezüchtet worden sind. Blüten enthalten unterschiedliche Pflanzenstoffe. Viele Menschen wissen nicht, dass es zahlreiche Blüten gibt, die genießbar sind. Dies ist zwar bei Paradeisern oder Kartoffeln beispielsweise nicht der Fall, bei Asia Salat oder bei einem normalen ausgewachsenen Salat können die Blüten sehr wohl gegessen werden. Der Geschmack ist aufgrund des Milchsaftes allerdings ambivalent.
Für Menschen mit Interesse an den Blüten ist es interessant, einmal daran zu riechen und dann zu kosten – also sich mit den Sinnen heranzutasten. Geruch und Geschmack werden unterschiedlich wahrgenommen. Auch das Empfinden beim Berühren der Blätter ist verschieden.
Für Kinder können die essbaren Blüten auch ein Erlebnis sein. Sie können durch diese Pflanzen viel lernen, mit offenen Augen durch die Welt gehen. Essbare Blüten sind ein absoluter Hingucker, wenn Besuch kommt und die Speisen schön angerichtet sein sollen. Malvenblüten, die ins Trinkwasser eingelegt werden, färben das Wasser blau. Das ist für Besucher ein echter Hingucker. Mithilfe von Orangenscheiben kommt noch ein zusätzlicher feiner Geschmack dazu.
Was ist eure Motivation für die essbaren Blüten? Mit unseren essbaren Blüten möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass das Leben wieder etwas bunter wird. Es soll ein erstes Hineinschnuppern in die Pflanzenmaterie sein. Vielleicht erhält der eine oder andere einen Impuls, weitere Schritte zu setzen, um selbst Blüten anzubauen oder sich ganz spezifische Blüten zu suchen und sich damit zu beschäftigen.
Was macht ihr noch aus den Blüten? In der Familie werden die Kamillenblüten getrocknet und für Tees verwendet. Ringelblumen werden für Ringelblumensalbe verwendet.
Habt vielen Dank für unser Gespräch.
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