Der gelbe Enzian (Gentiana lutea) erreicht Wuchshöhen zwischen 50cm bis etwa 1,5m. Er ist von aufrechtem Wuchs und wächst in unseren Breiten in höheren Lagen. So kommt die Pflanze in Mitteleuropa, Südeuropa und Kleinasien vor. Der sonnenliebende Enzian ist auf alpinen Weiden, auf ungedüngten Wiesen und an Felsen zu finden. Die Pflanze wächst mehrjährig mit einer Blütezeit von Juli bis August. Bis sie an ihrem natürlichen Standort erstmals blüht, kann es bis zu acht Jahre dauern. Verwendet werden die unterirdischen Teile der Pflanze.
Volkstümliche Bezeichnungen lauten Bitterwurz oder Magenwurz. Die deutsche Bezeichnung Enzian ist eine Ableitung von der botanischen Bezeichnung Gentiana.
Der gelbe Enzian wurde in der antiken Schrift „De Materia Medica“, übersetzt „Über die Heilmittel“, vom griechischen Arzt Pedanios Dioskurides erwähnt. In seiner Schrift beschreibt Dioskurides die Enzianwurzel als heilsam für Leber- und Magenkranke. Im Mittelalter, der Zeit wo die Klostermedizin in der Heilkunde einen festen Platz einnahm, fand der gelbe Enzian ebenso hinreichend Erwähnung. Hier wurde die Pflanze im Zusammenhang mit Verdauungsbeschwerden und Magenschwäche genannt. Die Äbtissin Hildegard von Bingen beschrieb die Enzianwurzel, deren Art aber nicht weiter unterschieden wird, in ihrer heilkundigen Schrift „Physica“. Sie nannte die Pflanze im Zusammenhang mit Herzschmerzen und Fieber im Magen. Lange Zeit wurde die Wurzel dieser Enzianart, wie auch anderer Arten, vermehrt gesammelt und zu Enzian-Spirituosen verarbeitet. Dies verminderte den Wurzelbestand vor etwa 400 Jahren stark.
In Österreich wurde der gelbe Enzian im Jahr 2022 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. So gilt die Gebirgspflanze als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Appetitanregung.
Gelber Enzian ist reich an Bitterstoffen. Diese Bitterstoffe binden an spezifischen Bitterstoffrezeptoren, die sich am Grund der Zunge befinden. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, finden sich ebendiese Rezeptoren auch in anderen Körperteilen. Alles in allem wirkt die Pflanze magenstärkend. Sie regt die Speichel- und Magensaftsekretion, die Magenentleerung an, gilt als appetitanregend, steigert die Pankreassaftsekretion, wirkt kräftigend und immunmodulierend.
Aus einem emotionalen Blickwinkel heraus betrachtet, schenkt uns der aufrecht wachsende Enzian Selbstvertrauen und Courage. Mit Hilfe dieser Pflanze können wir Themen und Lebensphasen in uns und um uns bewerkstelligen, die anspruchsvoll einwirken und nur schwer von uns verdaut werden können.